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Incubus Leben in einer Welt von Superkraft-Nutzern-Chapter 204: Der Kult muss nicht existieren
Unterdessen war der Wald nahe dem Altar ruhig, nicht leer, aber ruhig auf eine Art, die unnatürlich wirkte, als hätte er tief eingeatmet und würde nun die Luft anhalten.
Die Leichen waren immer noch da.
Einige waren verdreht, manche über Felsen zusammengesunken, andere lagen mit dem Gesicht nach unten im Schmutz, die Waffen noch immer in ihren Händen. 𝓯𝙧𝙚𝒆𝙬𝙚𝒃𝙣𝙤𝒗𝓮𝓵.𝙘𝙤𝙢
Mit seltsamen Symbolen versehene Roben waren zerrissen und versengt. Verkohlte Knochenstücke lagen halb vergraben dort, wo die Beschwörungskreise einst vor Leben gebrannt hatten.
Aber jetzt herrschte nur noch Stille.
Der Stille Halbmond bewegte sich durch die Überreste, als würde er gleiten, nicht gehen. Keine Fußspuren.
Kein Geräusch. Nur Schatten, die zwischen den Bäumen hindurchschlüpften, einen Körper nach dem anderen überprüften und jedes Ziel bestätigten.
Keiner von ihnen sprach.
Sie brauchten es nicht.
Sie waren gründlich, präzise, ungehetzt, und obwohl die Bedrohung bereits beseitigt war, hatte keiner von ihnen seine Wachsamkeit verringert.
Drei Attentäter waren am Rand positioniert, ihre Präsenz mehr wie eine Warnung als ein Schutz. Wenn etwas die Linie überqueren würde, käme es keinen Schritt weiter.
Näher an der Altarseite kauerte einer der Elite-Agenten neben einem Haufen halb geschmolzener Stäbe. Sie hob ein Stück Pergament auf – an den Rändern geschwärzt, aber immer noch schwach pulsierend mit Restenergie.
Sie hielt es für den Kommandanten hoch.
Die unmaskierte Frau trat vor.
Ihr Gesicht war ruhig. Schön auf eine scharfe, königliche Art. Kein Ausdruck. Keine verschwendete Bewegung. Ihre Augen scannten die halb verbrannte Schriftrolle, als hätte sie sie schon einmal gesehen, oder etwas Ähnliches.
Es war nicht ihr erstes Mal, dass sie nach einem Kult aufräumte.
Ihre behandschuhten Finger bewegten sich über die Runen und zeichneten ein vertrautes Muster nach.
Ein Verbindungsritual.
Äußere Grenze-Klasse.
Sie gab die Schriftrolle zurück.
Hinter ihr hatten einige der anderen begonnen, die Zone zu markieren – nicht mit Kreide oder Flaggen, sondern mit kleinen kristallinen Geräten, die die übrig gebliebene Energie absorbierten.
Aufräumen war Teil ihrer Arbeit – keine Beweise zurücklassen.
Sie nahm einen schlanken Kommunikator aus ihrem Mantel. Er sah nicht besonders aus. Nur ein kleines schwarzes Stück verzauberter Stahl, glatt und rechteckig, mit einer einzigen Rune, die schwach in der Mitte leuchtete.
Sie tippte einmal darauf.
Das Signal wurde weitergeleitet.
Auf der anderen Seite des Kontinents, über hundert Schichten sicherer Kanäle hinweg, öffnete sich eine Verbindung.
Es war Abend im Nocturne-Herrenhaus.
Die Stimmung war friedlich. Der Himmel draußen verdunkelte sich zu Gold. Ein sanfter Wind wehte durch die offenen Balkonfenster.
Lilith stand in der Küche, die Ärmel hochgekrempelt, ein schwaches Lächeln auf den Lippen, während sie etwas in einem niedrigen Keramiktopf umrührte.
Der Duft von Kräutern erfüllte den Raum, beruhigend, warm, fast zu perfekt.
Im Nocturne-Herrenhaus, weit entfernt von der Testzone, hatte der Abend gerade begonnen.
Die Stimmung war leicht. Ruhig.
Lilith stand in der Küche, die Ärmel hochgekrempelt, und rührte etwas in einem Keramiktopf um. Der Duft von Kräutern erfüllte den Raum – warm, reichhaltig, tröstlich.
Im Hintergrund hallte das leise Klirren von Geschirr, als das Personal den Tisch für das Abendessen deckte.
Die Mondschattenzwillinge waren nicht da. Ethan auch nicht.
Aber ihre Stimmen hallten in Liliths Erinnerung nach – lachend, neckend, über alberne Dinge plaudernd.
Sie hatte sie nicht mehr so gehört, seit die Prüfung begonnen hatte.
Und während sie rührte, schaute sie immer wieder auf die Uhr.
Nicht weil sie besorgt war.
Sondern weil sie immer wusste, wann sie den Anruf erwarten konnte.
Und diesmal war er spät dran.
Der Kommunikator summte einmal am Rand der Küchentheke.
Lilith wischte sich die Hände mit einem kleinen Handtuch ab, ihre Augen veränderten sich bereits. Nicht verärgert und nicht überrascht.
Nur konzentriert.
Sie nahm das Gerät und drückte ihren Daumen an die Seite.
Keine Begrüßungen.
Kein Smalltalk.
Die Stimme am anderen Ende war leise, glatt und professionell.
"Der Beschwörungsversuch des Kults war echt. Der Altar war mit einer Äußeren Grenze verbunden."
Liliths Lächeln verblasste, aber nur leicht. Ihr Körper veränderte sich nicht. Ihr Ton blieb gleichmäßig.
"Fahre fort."
"Wir glauben, sie versuchten, ein versiegeltes Fragment zu erreichen. Möglicherweise göttlich. Die Schriftrollen waren verstärkt, und der Ritualstab zeigte Spuren von Erschaffungs-Klasse Verzauberung."
Lilith sprach nicht.
Die Attentäterin fuhr fort.
"Sie sind gescheitert. Die Verbindung destabilisierte sich. Wir eliminierten die Kanalisatoren, bevor der Durchbruch vollendet wurde.
Aber die Mana-Welle löste den Bestienansturm aus. Aufruhr-Level Verschiebung. Dutzende von Studentenopfern."
Liliths Hand umklammerte das Gerät etwas fester.
Keine andere Bewegung.
"Und der Stab?" fragte sie.
"Noch intakt und in unseren Händen, aber er scheint lebendig zu sein, da er ständig versucht, aus unserem Griff auszubrechen und in Richtung des jungen Meisters zu fliegen."
Lilith richtete ihren Blick aus dem Fenster und beobachtete, wie der Wind einen nahen Vorhang bewegte. Ihre Stimme wurde leiser.
"Opfer?"
"Keine unter den Unseren. Alle Ziele bestätigt. Keine Überlebenden auf Seiten des Kults."
Stille dehnte sich aus.
Im Hintergrund vermischte sich das sanfte Summen des Herdes mit dem leisen Klicken von Besteck, das platziert wurde.
Lilith stand still, eine Hand schwebte über einem sauberen Küchenmesser, die andere ruhte noch auf der Arbeitsplatte, wo ihr Gerät nun lag – der Bildschirm dunkel, der Anruf beendet.
Sie hatte ihre Stimme nicht erhoben.
Sie hatte es nicht nötig gehabt.
Ein Moment verging, bevor sie sich wieder bewegte. Sie legte das Messer auf das Schneidebrett – kein Geräusch, keine Eile – nur Präzision.
Dann wischte sie sich die Hände an einem Leinentuch ab, faltete es ordentlich und trat in den Flur.
Das Herrenhaus war nicht leise, aber auch nicht laut. Es lebte. Atmete.
Einige Mitarbeiter beendeten die Vorbereitungen im Esszimmer. Weiter unten im Korridor konnte man schwach Isabellas Stimme auf einer sicheren Leitung hören – ihr Ton scharf, kontrolliert.
"...Es ist mir egal, was sie angeboten haben. Finde heraus, wer die Scan-Rotation verzögert hat. Behebe es. Leise."
Lilianas Stiefel hallten leise aus einem der Seitengänge, der Rhythmus gleichmäßig – sie hatte ihre Übungen wahrscheinlich bereits beendet.
Seraphina stand am Balkon im zweiten Stock, eine Hand hielt ihr Datenpad, die andere ruhte auf dem Geländer. Ihr Blick wich nicht vom Grundstücksrand.
Lilith rief keine von ihnen. Sie brauchte es nicht.
Sie konnten es spüren.
Die leichte Veränderung in der Luft. Die Verschiebung in ihrer Stimmung.
Etwas hatte eine Grenze überschritten.
Jemand hatte einen Zug ohne Erlaubnis gemacht.
Zurück in ihrem Arbeitszimmer öffnete Lilith eine versteckte Schublade hinter dem Bücherregal. Darin pulsierte ein kleines silbernes Wappen sanft mit innerem Licht.
Sie tippte einmal darauf. Dann noch einmal.
Eine sanfte Welle bewegte sich durch die Luft, lautlos, für die meisten nicht wahrnehmbar. Aber nicht für diejenigen, die sie hören sollten.
In der Ferne erwachten Zellen.
Befehle regten sich.
Lilith sprach wieder. Ruhig. Abgemessen.
"Der Kult muss nicht existieren."
Es war keine Drohung.
Es war eine Aussage, die das Schicksal des Kults besiegelte, der ihrem Sohn schaden wollte.