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Incubus Leben in einer Welt von Superkraft-Nutzern-Chapter 198: Wer-Wer Bist Du???
Der Wald war wieder still geworden. Die Art von Stille, die sich nicht einfach legte – sie drängte. Als ob die Luft selbst auf ihre Haut drückte, schwer von Spannung und etwas Älterem.
Etwas, das nicht in die Welt gehörte, die sie kannten.
Die meisten Kultisten hatten aufgehört zu singen. Einige formten noch verzweifelt die Worte mit ihren Lippen, als könnte das Vortäuschen eines aktiven Rituals sie beschützen.
Aber die Stille hatte jetzt Gewicht. Sie war nicht leer – sie war erfüllt von etwas. Und sie alle spürten es.
Die verbliebenen Wachen bildeten einen Kreis um die Steinplatte, mit gezogenen Waffen, schwach leuchtenden Stäben. Einige hielten Schriftrollen in zitternden Händen, die Augen auf die Baumgrenze gerichtet.
Sie versuchten, Rücken an Rücken zu stehen, aber es waren nicht mehr genug von ihnen übrig. Es gab zu viele Schatten.
Der Diakon stand nahe dem Altar, eine Hand auf den Runen ruhend, während er vor sich hin murmelte. Der Stein pulsierte. Anfangs schwach, aber jetzt stärker.
Die alten Kraftlinien, die in seine Oberfläche geätzt waren, hätten längst reagieren sollen. Er flüsterte Aktivierungsformeln, versuchte alte Gesänge, versuchte seine eigene Energie in die Platte zu leiten – aber sie öffnete sich nicht.
Der Kern war versiegelt oder blockiert. Oder schlimmer... er wies sie zurück.
Er zeigte keine Angst. Noch nicht. Aber sein Kiefer spannte sich fester an. Seine Schultern krümmten sich mehr.
Hinter ihm begann eine der Kultistinnen zu paniken. Sie wich zurück, stolperte über eine Wurzel.
"Ich werde hier nicht sterben – ich nicht –!"
Sie drehte sich um, um zum südlichen Rand der Lichtung zu rennen.
Sie schaffte drei Schritte.
Dann fiel sie.
Nicht hart. Nicht mit einem Schrei. Einfach weg.
Eine kleine Bewegung hinter ihr, und sie lag am Boden, leere Augen, reglose Brust.
Die Lichtung wurde wieder still.
Da traten sie hervor.
Nicht aus den Schatten. Nicht aus den Bäumen.
Sie erschienen nicht wie durch Magie oder stiegen von oben herab.
Sie gingen einfach vorwärts.
Einer nach dem anderen.
Gestalten in Schwarz und tiefem Karmesinrot. Anmutig. Lautlos.
Ihre Rüstung war nicht klobig – sie war stromlinienförmig. Geschichtet mit leisem Metall und gewebten Stoffen, die das Licht nicht einfingen. Elegant. Präzise.
Jeder trug eine gesichtslose Maske, die die obere Hälfte des Gesichts bedeckte, glatt und blass, nur mit einem schwachen Halbmondsymbol knapp über der Braue gekennzeichnet.
Sie bewegten sich wie ein Wesen.
Kein Rufen. Keine Befehle.
Nur Formation.
Einer wandte sich zur linken Flanke. Ein anderer trat nach rechts – zwei weitere blieben in der Mitte.
Die Kultisten erstarrten.
Kein einziges Wort kam von der maskierten Gruppe.
Sie brauchten nicht zu sprechen. 𝚏𝕣𝕖𝚎𝚠𝚎𝚋𝚗𝐨𝐯𝕖𝕝.𝕔𝐨𝕞
Ein Kultist versuchte, einen Schild zu beschwören.
Seine Hände leuchteten für eine halbe Sekunde.
Dann taumelte er rückwärts, ein kleiner roter Punkt auf seiner Stirn. Seine Augen flackerten.
Dann fiel er.
Keine Klinge zu sehen.
Kein Schuss zu hören.
Einfach erledigt.
Ein zweiter Kultist schrie und schwang seinen Stab weit aus, feuerte einen Strahl roher Kraft in die Bäume.
Nichts.
Er drehte sich um – und eine maskierte Gestalt stand bereits vor ihm.
Ein Aufblitzen von Metall.
Dann fiel er.
Immer noch kein Blut. Nur schnelle, effiziente Schläge.
Ein anderer versuchte zu fliehen. Er schaffte es nicht einmal bis zur ersten Baumreihe. Ein Flackern von Schatten durchschnitt die Luft. Sein Körper hörte mitten im Schritt auf sich zu bewegen. Dann fiel er.
Die übrigen Kultisten begannen zu zerbrechen.
Einige schrien. Einige warfen ihre Waffen weg. Andere versuchten, neue Kreise zu bilden, wieder zu singen. Irgendetwas.
Aber es war zu spät.
Sie kämpften nicht gegen Bestien.
Sie kämpften nicht gegen Menschen.
Sie wurden ausgelöscht.
Die maskierten Attentäter bewegten sich durch sie hindurch, als wateten sie durch Wasser.
Geschmeidig.
Kontrolliert.
Perfekt.
Sie jagten nicht. Sie hasteten nicht.
Jeder Schritt war abgemessen. Jeder Schlag sauber.
Der nervöse junge Kultist von vorhin lag jetzt am Boden, die Hände vor dem Mund, die Augen weit aufgerissen. Er wusste nicht, ob er fliehen oder sich tot stellen sollte.
Er blickte gerade rechtzeitig auf, um eine der maskierten Frauen zu sehen, die an einem gefallenen Wächter vorbeiging. Sie hielt nicht an. Blickte nicht nach unten. Trat einfach über den Körper und ging zum nächsten Ziel.
Dann kam die letzte Gestalt.
Sie ging langsamer als die anderen.
Nicht zögernd.
Einfach bedacht.
Ihre Rüstung hatte die gleiche Färbung – schwarz und karmesinrot – aber war raffinierter. Die Muster entlang ihrer Brustplatte schimmerten schwach mit Verzauberungslinien.
Die Stiefel, die sie trug, machten keinen Laut, selbst über Zweige und Steine.
Ihr Haar war lang, tief violett, hinter ihr mit einem Band zusammengebunden, das sanft schwang, während sie sich bewegte.
Ihre Augen glühten schwach im schwachen Licht, ein unnatürliches Amethyst, durchzogen mit Karmesinrot.
Sie trug keine Maske.
Sie brauchte keine.
Sie sprach auch nicht.
Brauchte sie auch nicht.
Sie trat auf einen Felsen nahe dem Rand des Altars und hob langsam ein schlankes silbernes Gerät – kaum größer als ihre Handfläche.
Sie tippte einmal.
Ein kleiner holographischer Bildschirm erwachte zum Leben.
Ein Verbindungston erklang – nur ein sanfter Klang.
Der Rest des Waldes spielte keine Rolle mehr.
Kultisten fielen immer noch.
Einer versuchte zu betteln.
Ein anderer versuchte, Informationen anzubieten.
Keiner lebte lange genug, um seine Sätze zu beenden.
Der Diakon, immer noch nahe dem Altar, hob schließlich beide Hände und rief ein einziges Wort – eine alte Beschwörung, die den Notfallschutz der Platte hätte auslösen sollen.
Nichts geschah.
Die Runen der Platte flackerten einmal.
Dann rissen sie.
Ein tiefer Riss lief an der Seite des Altars entlang.
Anfangs klein.
Dann breiter.
Dann ein weiterer Riss, diesmal über die Oberseite.
Die Augen des Diakons weiteten sich.
"Nein," sagte er. "Nein, nein, das sollte nicht –"
Die violetthaarige Frau sah ihn an.
Sie runzelte nicht die Stirn. Sie lächelte nicht.
Sie beobachtete nur.
Einer der Kultisten entdeckte sie. "Wer-wer seid ihr?"
Die Frau antwortete nicht.
Aber einer der anderen Attentäter tat es.
Nicht erlaubt.
Das Wort hallte in ihren Köpfen wider.
Kalt. Klar. Scharf.
"Ihr wurdet gewarnt."
Dann fiel ein weiterer Kultist.
Und noch einer.
Der nervöse junge Mann blieb wie erstarrt an Ort und Stelle, noch atmend, noch am Leben.
Aber er fühlte sich nicht lebendig.
Nicht wirklich.
Die Luft hatte sich wieder verändert.
Die Stille war keine Stille mehr.
Sie war ein Befehl.
Die Art, die keine Fragen akzeptierte.
Die Art, die nur Leichen zurückließ.
Als die letzten Lichtstrahlen durch die Bäume verblassten, leerte sich die Lichtung.
Nicht weil die Angreifer gingen.
Sondern weil niemand mehr da war, den man angreifen konnte.
Und immer noch riss der Altar.
Und die Frau stand da und beobachtete.
Wartend.