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Incubus Leben in einer Welt von Superkraft-Nutzern-Chapter 208: Hast dir aber Zeit gelassen, nicht wahr, kleiner Bruder?
Seraphina war die Nächste. Sie sagte nichts. Sie musste es nicht. Sie stand direkt hinter Lilith, gekleidet in einen schicken Business-Wickelrock und niedrige Absätze, ihre Augen golden und unlesbar.
Doch dann, als Ethan sie ansah, trat sie vor und seufzte leise.
„Tu das nie wieder", sagte sie sanft.
Und dann berührte sie seine Schulter – ein Druck, fest und geerdet – bevor sie zurücktrat.
Liliana sagte überhaupt nichts. Sie ging einfach an den anderen vorbei, packte Ethan am Ärmel und zog leicht daran, als wolle sie prüfen, ob er wirklich fest war. Noch da. Noch atmend.
Als er sie ansah, nickte sie leicht und verdrehte die Augen.
Dann boxte sie sanft gegen seinen Arm.
„Du zahlst die nächste Runde", murmelte sie.
Von der Seite ließ Isabella einen leisen Pfiff hören. Ihr violettes Haar umrahmte heute locker ihr Gesicht, und sie saß auf der Kante des Eingangstisches und schwang ein Bein.
„Hast dir ja Zeit gelassen, kleiner Bruder", grinste sie.
Dann, ohne zu warten, rutschte sie vom Tisch und warf beide Arme um seinen Hals.
„Versuch noch einmal etwas so Verrücktes", flüsterte sie nahe seinem Ohr, „und ich sperre dich in meinem Zimmer ein und lasse dich nicht mehr raus."
Aber sie lächelte.
Wirklich lächelte.
Eine Weile bewegte sich niemand.
Sie drängten sich nicht um ihn. Drängten nicht. Ließen den Moment einfach wirken.
Eine Rückkehr drehte sich nicht immer um Lärm. Manchmal ging es um Atem.
Ethan sah sich in der Eingangshalle um.
Das Licht war warm.
Die Luft roch nach Zitrusschalen und poliertem Holz.
Und zum ersten Mal seit Tagen fühlte sich das Gewicht in seiner Brust nicht so an, als müsste es dort allein sitzen.
Lilith trat leicht zurück, ihre Hand strich über Ethans Arm.
„Wir haben Tee bereit", sagte sie. „Oder das Arbeitszimmer, wenn du lieber sitzen möchtest."
Ethan nickte leicht.
Sie verstanden.
Er wollte noch nicht über die Details sprechen. Vielleicht nicht einmal heute Abend.
Aber er war zu Hause.
Und das war genug.
Als sie sich zum Flur wandten, fielen die vier Frauen neben ihm in Schritt, flankierend, nicht umringend. Ruhig. Natürlich.
Nicht weil er Bewachung brauchte.
Sondern weil sie mit ihm gehen wollten.
Das Herrenhaus war still.
Aber nicht kalt.
Nicht mehr.
Einfach ruhig.
Und diese Ruhe fühlte sich sicher an.
Sie sprachen nicht viel auf dem Weg zum Arbeitszimmer. Nur leise Schritte über glatte Böden und das sanfte Rascheln von Stoff, als Seraphina einen seitlichen Bildschirm an ihrem Pad aufklappte. Ihre Finger bewegten sich schnell. Sie verschwendete keine Zeit.
Liliana bog zum Seitenflur ab, nur um eine Minute später mit einer dicken gefalteten Decke und einem alten Schal zurückzukehren, den Ethan früher bei Winterübungen zu tragen pflegte. Sie warf beides wortlos auf die Couch in der Ecke und nahm dann ihren üblichen Platz an der Tür ein.
Isabella ließ sich in den Fenstersitz fallen, die Beine angezogen, während sie sich zurücklehnte und durch das nebelumhüllte Glas nach draußen starrte.
Ihr Lächeln war verblasst, aber die Wärme war noch immer in ihrer Haltung erkennbar, entspannt, als müsste sie endlich nicht mehr so tun, als wäre alles in Ordnung.
Lilith wartete, bis Ethan sich setzte. Nicht am Schreibtisch. Nicht auf der Hauptcouch. Er nahm den kleinen, geradlehnigen Stuhl, der der Wand am nächsten stand.
Eine Angewohnheit. Eine stille. Der gleiche Platz, den er immer wählte, wenn er nicht sicher war, ob er reden oder zuhören wollte.
Der Tee kam mit einem der Angestellten herein – still, schnell, und genauso schnell wieder hinaus. Keine Zeremonie. Kein Aufheben.
Dampf kräuselte sich in der ruhigen Luft.
Lilith berührte ihren nicht. Die anderen auch nicht. Noch nicht.
Die Stille hielt noch ein wenig länger an, dehnte sich durch den Raum, aber nicht bedrückend. Nur... wartend.
Dann sprach Lilith.
Ihre Stimme war nicht scharf. Aber direkt.
„Was ist in der Verbotenen Zone passiert?"
Ethan antwortete nicht sofort. Er wich der Frage auch nicht aus. Ließ sie nur wirken, dann neigte er leicht den Kopf.
„Es begann normal", sagte er. „Wir wurden zu den Orten geschickt, die wir gewählt hatten, überlebten und kämpften gegen Bestien."
Liliana bewegte sich leicht an der Tür, kreuzte einen Knöchel hinter dem anderen.
„Und dann?" 𝐟𝕣𝗲𝕖𝕨𝗲𝐛𝗻𝗼𝐯𝗲𝚕.𝗰𝚘𝐦
„Da war ein Moment", sagte Ethan mit leiser Stimme. „Kurz bevor alles schief ging. Die Grenzmarkierungen begannen zu flackern; dann verloren wir das Signal von einem der inneren Leuchtfeuer. Wind änderte sich. Die Bäume bewegten sich... aber nicht wie normal. Evelyn bemerkte es zuerst."
Seraphina sah nicht auf. Sie tippte nur auf ihr Datenpad, scannte schnell mit den Augen, bevor sie etwas zur fernen Wand wischte.
Eine schwache Projektion bildete sich – topografische Umrisse des letzten aufgezeichneten Scans. Störungen übersäten die Karte wie Statik.
„War es erwartet?", fragte sie leise.
„Nein."
Liliths Blick blieb stetig. „Wie schlimm wurde es?"
Ethan atmete langsam durch die Nase aus.
„Sie haben die Zone nicht nur ausgelöst. Etwas hat einen Aufruhr verursacht. Es fühlte sich an, als würden sie versuchen, einen Kern zu verankern oder vielleicht etwas herauszulocken. Ich glaube nicht, dass sie erwartet haben, dass es so schnell zuschlägt."
Lilianas Stirn runzelte sich leicht. „Eine Bestienflut?"
„Fühlte sich so an. Nur falsch. Kein Muster. Nicht natürlich."
„Verluste?", fragte Isabella. Ihr Ton hatte keine scharfen Kanten, war aber auch nicht sanft.
„Es gab Verletzte. Die meisten Studenten haben es durchgestanden. Aber nicht alle."
Seine Hand bewegte sich auf der Armlehne. Keine volle Bewegung, nur ein kleines Beugen der Knöchel.
„Wir haben versucht, so viele wie möglich zu retten. Zumindest lange genug für die Extraktion."
Es folgte eine kurze Stille.
Seraphina sah endlich auf. Ihre Stimme senkte sich ein wenig.
„Du hättest zurückgehen können."
„Ich weiß."
Sie drängte nicht weiter.
Lilith verstummte für einen Moment, in Gedanken versunken.
Aber ihre Haltung änderte sich. Nicht sichtbar. Nur etwas in ihrer Atmung. Eine sanfte Verschiebung.
Dann nickte sie schließlich.
„Wir haben eine Störung nahe den Wurzellinien gespürt", fügte Seraphina hinzu und passte die Anzeige erneut an.
„Als ob sich etwas unter der Zone bewegte. Könnte eine verzögerte Wirkung gewesen sein... aber es las sich seltsam. Als wäre es nicht Teil des Waldes."
Lilianas Ton wurde kühler. „Hat jemand gesagt, wer dahintersteckt?"
„Ja, der Silent Crescent hat bereits begonnen, sich mit ihnen zu befassen, also müssen wir uns keine Sorgen machen", sagte Lilith und nickte.